Hier sind Helden, die nichts getan haben, als an dem Tag, an dem ihr Kampf für ihre Ideale nicht mehr mit ihrem Überleben zu vereinen war, zu fliehen. Ein Tag, an dem ihre Vergangenheit zur Summe der Geschichte ihres Landes wurde, an dem sie fliehen mussten, um zu leben. Wer nicht flieht, passt sich an oder kämpft. Wer kämpft, stirbt. Das war die Realität des Tages, an dem sie geflohen sind. Der Film ist eine große Tür, in der sich Freiheit des Denkens und Anpassung begegnen.

Hassan floh seiner Ideale wegen. Den ganzen Film über glaubt er an die Politik. Er flieht aus Überzeugung, glaubt an die politische Kraft anderer Länder, die ihn aufnehmen sollen. Er scheitert an der Bürokratie, aber auch an seinem eigenen extremen Ich.

Ebenso flohen die Eltern von Azy und Arman. Die Eltern flohen und/aber leben. Wären sie geblieben, wären alle tot. Die Kinder folgen, als der Tag für sie reif ist.

Manu und Abbas verteidigen ihre Würde, entscheiden sich auch während der Flucht für das, wofür sie geflohen sind. Es ist feige zu fliehen, sagen die Iraner, die bleiben und kämpfen oder sich anpassen. Es ist mutig zu fliehen, ins Ungewisse, aus Treue der eigenen Überzeugung gegenüber, sagen die Exil-Iraner. Ihr passt euch an, sonst wärt ihr bereits tot, sagen die Exiliraner. Ihr verratet eure kulturelle Identität, sagen die, die bleiben. Ein Dilemma, in dem beide Seiten Recht und Unrecht haben.

In diesem Film geht es auch um Treue. Treue gegenüber politischen Idealen, Treue dem Leben gegenüber, das für manche verlöscht an dem Tag, an dem sie ihren Idealen untreu werden und nicht am Tag ihres Todes. Es geht aber auch um Treue gegenüber der Familie und auch dem eigenen Leben.

Dieser Film versteht sich als Reaktion und Kommentar zu den politischen Situationen im heutigen Europa, wo Rassismus und Fremdenhass ein erschreckendes Maß an Akzeptanz erreicht haben. Es geht mir darum, einige der wahren Geschichten und Hintergründe von so genannten „Fremden“ zu erzählen und zu zeigen, dass es sich dabei um universelle Geschichten, um Sehnsüchte nach Familie und einem Leben in Freiheit und Frieden handelt. Dieser universelle Wunsch des Menschen ist es, der ihn/sie dazu befähigt, Unmögliches zu tun. Dieser Wunsch ist es, der uns dazu bringt, die alltäglichen Erniedrigungen und Niederschläge zu überwinden und den Mut zu fassen, diesen Träumen nachzugehen, auch wenn sich viele davon in Nichts auflösen. Und dieser Wunsch schlummert in jedem von uns, egal ob wir Flüchtlinge sind oder nicht. Und diesen Träumen muss man nachgehen dürfen.

Es geht in allen Geschichten um eine Zeit des Dazwischen und der Ungewissheit, um falsche Illusionen, darum, wie unterschiedliche Menschen in ähnlichen Extremsituationen reagieren, wenn sie dasselbe Ziel vor Augen haben: die Freiheit.

Dieser Film ist eine Liebeserklärung an das Leben, denn Freiheit bedeutet Leben. Und weil ich das Leben nicht nur als etwas sehe, dass man irgendwie hinter sich bringen muss, sondern als etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt, soll dieser Film auch eine lebensbejahende Denkweise transportieren, ohne sich jedoch den bitteren Wahrheiten des Lebens zu verschließen.

„Ein Augenblick Freiheit“ ist ein Film über das Leben, mit einem Lächeln und vielen Tränen. Ein Film, in dem sich Menschen wieder finden können, die Lachen und weinen können und jene, die es nicht mehr können, vielleicht wieder lernen werden...


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